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24. November 2022
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1. Dezember 2022
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Macht‘s gut und danke für den Fisch – Teil 1 eines finalen Berichts des Landestrainers 

Coachingtalent und alter Zausel haben offensichtlich Freude an Milans Spiel

Kay Witt berichtet zum zweiten Mal in diesem Jahr von den Deutschen Meisterschaften U 15-19 und erstmalig vom Sinn des Lebens und dem Rest der Welt

Zu aller erst: Dieser wird mein letzter Artikel sein, mit dem ich die BVBB-Badmintonwelt über wahre und auch manchmal phantastische Ereignisse sowie bemerkenswerte Personen im Nachwuchsleistungssport unterhalte. Und weil mir so viel durch den Kopf geht (meist,  eigentlich immer, krause Gedanken) und ich noch nicht so recht in der Lage bin, Klarheit in meinem Hirn zu schaffen, habe ich beschlossen, aus meinem Bericht einen Mehrteiler zu machen. Wie in den Artikeln der Jahre zuvor wird es auch hierin Stellen geben, über die ihr vielleicht lachen müsst, andererseits aber auch nur verärgert den Kopf schüttelt oder aber „hä?“ (hallo Jerry!) denkt, weil ich mal wieder Insiderwitze unterbringe, die für einen Großteil der Leserschaft natürlich völlig unverständlich sind.

Dieser erste Teil handelt von meinen Erlebnissen und Eindrücken, die ich auf der Deutschen Jugendmeisterschaft 2023 (Mülheim/ Ruhr 25.-27.11.2022), gesammelt habe.

Für mich war es eine grandiose Meisterschaft. Nicht, weil sie besonders gut organisiert wäre, bei uns alles wie am Schnürchen geklappt hätte oder weil das Frühstück besonders lecker war – nein. Wer kann ein schöneres Abschiedsgeschenk erhalten als ich, der in seinem letzten Einsatz als Coach mit einer überragenden Leistung einer Spielerin belohnt wird und auch ein bisschen mit dazu beigetragen hat, dass sie sich am Ende des Tages Deutsche Meisterin U 17 nennen konnte: Danke Meline !

Doch nun Schluss mit dem sentimentalen Gebrabbel, hier die harten Fakten:

Diese Deutsche Meisterschaft stand unter keinem guten Stern, da es im Vorfeld unerwartet viele Störungen gab, die mich an einem erfolgreichen Wochenende zweifeln ließ. So mussten wir einen heißen Medaillenkandidaten zuhause lassen. Aditya Patil, seit längerem in bestechender Form, erwischte der Corona-Virus, sodass er seine Siegeschancen im Jungeneinzel und Jungendoppel im häuslichen Bett begraben musste. Gute Besserung, Adi! Auch Eva Stommel musste aufgrund einer Verletzung im Einzel die Segel streichen und trat somit nur im Doppel an. Auch hier wäre sicherlich ein Medaillengewinn realistisch gewesen.

Marleen Schwabe – wochenlang „Out of order“ – war gefühlt ebenfalls meilenweit von einem Medaillengewinn entfernt.

Am Vortag des Turnieres erwischte das Virus dann noch Co- Trainer und Coaching-Fuchs Timo Ayush, und Florian Baake, unser Athletiktrainer und „guter Geist“ des Teams, stolperte so sehr über seine eigenen Füße, dass diese ihn auch nicht mehr nach Mülheim tragen konnten. Also viel Arbeit für Carla Strauss, Robert Mauer und mich vor Ort. Gute Besserung an Timo und Flo!

Schlechte Voraussetzungen also, aber das Team belohnte sich mit sehr guten und teilweise sogar überragenden Leistungen. Allen voran Meline Zeisig (SV Berliner Brauereien), die im Mädcheneinzel U 17 zwar als meine heimliche Favoritin an den Start ging, die Fachwelt jedoch ausnahmslos andere Titelkandidatinnen auf der Liste hatte. Ab dem Viertelfinale kam es dicke für Meline. Dort hatte sie es mit Katharina Nilges (einer gleichaltrigen National-mannschaftsfreundin) zu tun sowie im Halbfinale und Finale mit den beiden jahrgangsälteren Favoritinnen Lara Dreesen und Constanze Winnefeld, gegen die sie bisher noch nicht gewinnen konnte.

Wille versetzt Berge! Und der Wille von Meline ist wahrscheinlich höher als der Nanga Parbat (Jerry: hä?). Zudem ist Meline noch gefährlicher. In den ersten beiden Spielen schaffte sie es, wie so häufig schon, zurückzukommen. Hohe Führungen der Gegnerinnen machen sie extrem sauer und offensichtlich werden dann in ihrem Hirn irgendwelche Zusatzsynapsen geschaltet (Eigendoping!), die sie dazu antreiben, ab sofort jeden aber wirklich jeden Ball zu erreichen. Zudem führt Meline den Wettkampf auch zwischen den Ballwechseln weiter (mich erinnert sie hier an Carolina Marin), was dazu führt, dass ihre Gegnerinnen in einen permanenten Ausnahmezustand versetzt sind. Im Halbfinale stand es 9:17 im dritten Satz gegen sie – Zusatzsynapsen angeknippst – und letztendlich 21:19 gewonnen.

Der letzte Punkt für sie in diesem Spiel (siehe 22sek.-Videoschnipsel im Google-Fotobuch von Robert, link am Ende des Berichts) ist ein überzeugendes Beispiel für die oben benannten Fähigkeiten. Im Finale war sie von Beginn an im Volllastmodus und konnte dadurch ihre Gegnerin, die verunsichert wirkte, überraschend komfortabel besiegen und somit nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft in U 15 ihren zweiten Titel in diesem Jahr einfahren.

Gänzlich anders als Meline gestrickt ist Eva Stommel (SV Berliner Brauereien), aber genauso erfolgreich. Während Meline lichterloh brennend ihre Spiele gestaltet, präsentiert sich Eva eher im „keep cool und chill mal“ – Modus. Das wirkt aber nur so. In Wirklichkeit ist sie ebenfalls außerordentlich ehrgeizig und zielstrebig. Dieser Ehrgeiz wurde an der Seite von Partnerin Marie Stern (LV NRW) mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft im Mädchendoppel U 17 belohnt. Der Sieg war sicherlich ein Favoritensieg, aber besonders das Halbfinale und Finale (hier stand ihnen Meline mit Partnerin Aurelia Wulandoko gegenüber) waren überzeugende Vorstellungen der beiden. Somit fand die DEM für Eva doch noch ein versöhnliches Ende, nachdem ihr Start dort ja lange auf der Kippe stand.

Wieder einmal nicht zufrieden mit sich war Yuri Cho (SV Berliner Brauereien), der Deutscher Vizemeister im Jungeneinzel U 17 wurde und mit Partner Mark Niemann (LV Hessen) im Herrendoppel den 3. Platz belegte. Dabei hatte er alle Aufgaben souverän gelöst. Im Einzel hatte er es geschafft, seine momentane Leistungsfähigkeit voll abzurufen und ins Endspiel ungefährdet satzverlustfrei einzuziehen. Dort stand ihm mit Luis Pongratz aber ein Spieler gegenüber, der doch auf einem höheren Level Badminton spielt als Yuri. Im Doppel stand ihnen das Favoritenteam gegenüber, das sich später im Finale locker den Meistertitel sicherte. Mein Tipp an Yuri: Es ist fürs eigene Wohlbefinden nicht förderlich, immer nur die schlechten Erbsen zu zählen. Ich werte die beiden Medaillen als Erfolg!

Marleen Schwabe (SG Empor Brandenburger Tor) spielte ein unerwartet gutes Turnier. Im Vorfeld von Verletzungen und Krankheiten gebeutelt, fuhr sie nicht optimal vorbereitet mit geringen Erwartungen nach Mülheim, zumal sie auch von ihrer Doppelpartnerin, mit der sie bei der DEM antreten wollte, im Stich gelassen wurde (Böses Bayern!). Mund abgewischt und durch.. Bravo Marleen! Somit konnte sie ihre erste Medaille bei einer Deutschen Meisterschaft erzielen. In den ersten beiden Partien überzeugte sie mit dem, was ihre Fähigkeiten ausmachen: Übers Feld flitzen, weitgehend fehlerfrei und so gemein wie möglich spielen! Im Halbfinale dann aber fand sie in Antonia Schaller (LV NRW) ihre Meisterin, die auch später ganz oben auf dem Treppchen stand. Zu hart und schnell spielte Antonia an diesem Tag und auch Marleens weitgehende Fehlerfreiheit in den Spielen zuvor war nicht mehr vorhanden. Zu viele Bälle bekam Antonia „geschenkt“. Nichts desto Trotz sicherlich ein befriedigendes Ergebnis für Marleen. Nächstes Jahr dann auf ein Neues (Vorsicht vor Meline!). Im Doppel mit Nele Vater (LV HH) hatte sie Spaß, stand aber auf verlorenem Posten, da die Gegnerinnen übermächtig waren.

Last not least im Reigen der Medaillengewinner: Milan Zeisig (SV Berliner Brauereien), der im Jungeneinzel U 15 das Halbfinale erreichte und dort ebenfalls gegen den späteren Sieger Leon Kaschura (LV NRW) ausschied. Eine Runde früher war für Jannes Ernst (BC Tempelhof) gegen den gleichen Spieler Schluss. Auffällig war, dass Jannes und Milan mit genau dem gleichen Ergebnis (11:21 12:21) ausschieden. Beide werden sich und uns jedoch in den nächsten Jahren noch viel Freude machen: Es ist ein Vergnügen, ihnen beim Wettkampf zuzuschauen. Einerseits der Zeisigsche Kampfgeist und das strategische Vermögen, andererseits die technischen Fertigkeiten, die Fitness und das Bewegen auf dem Feld sind für ihr Alter bemerkenswert und überdurchschnittlich. Zudem ist Jannes eigentlich noch in der Altersklasse U 13 zuhause, und auch Milan hat ein weiteres Jahr U 15 vor sich.

 

Apercus

  • Pechvogel des Wochenendes: Lea Glaschke (BG Neukölln). Sie verletzte sich beim Aufwärmen vor dem ersten Spiel und krückelte fortan durch die Halle, ohne ein Spiel absolviert zu haben. Dank an dieser Stelle für die Gehhilfen an den LV NRW und gute Besserung Lea!
  • Abräumer des Wochenendes: Der Landesverband NRW, der von 15 möglichen Titeln 11 ganz alleine stemmte und an drei weiteren Titeln beteiligt war! Meline konnte als Einzige in diese Phalanx einbrechen. Endlich hat Benny den Rainer- Diehl- Fluch besiegt, der jahrelang wie Mehltau über dem LV NRW lag. Glückwunsch!
  • Traurigste BVBB-Spielerin des Wochenendes: Unter anderem, weil Adi nicht dabei war, konnte Sophia Lehmann (im Sommer noch Heldin des BVBB mit drei Medaillen in U 15) ihren eigenen und Adis Erwartungen nicht gerecht werden und bei weitem nicht das zeigen, was sie momentan drauf hat (sie ist wahrscheinlich das einzige Mädchen in dieser Altersklasse, vor der Meline Angst hat). He Sophia: Wird schon – Lebbe geht weida !
  • Nettigkeit des Wochenendes: NRW wollte mir das Abschiedsturnier versüßen, in dem es Thies Wiediger als gegnerischen Coach von mir fernhielt. Danke NRW.
    Für die Unwissenden: Ich habe noch nie ein Spiel als Coach erfolgreich absolviert, wenn Thies auf dem gegnerischen Stuhl saß. Trainerlegende eben.. was soll man machen?
    Vielleicht Thies einkaufen?
  • „Zwei Seelen in einer Brust“ des Wochenendes: Michelle Kanschik. Einerseits unglücklich/ erbost darüber, dass es bei ihrer letzten DJEM nicht für einen Treppchenplatz gereicht hat (zweimal im Viertelfinale verloren), andererseits von einem alten Zausel vor versammeltem Publikum mit dem Prädikat „Äußerst wertvoller Teil der Menschheit“ geadelt und mit Applaus gefeiert, saß sie abends grüblerisch im Zug und konnte das Ganze noch nicht so richtig einordnen. Michi: Wenn es dich nicht gäbe, müsste man dich erfinden!
  • Ärgernis des Wochenendes: Wie immer die Bahn.. Hinfahrt 90 min. Verspätung; Rückfahrt zwei Stunden Verspätung. Zumindest hat es nicht reingeregnet…
  • Gruppenglück des Wochenendes: Der Zeitplan am Sonntag ging wieder einmal völlig in die Hose. Unser Zug: 17:06 h. Beginn Siegerehrung: 16:20 h. Raus aus der Halle: nach 17:00 h. Unser Glück:  Der Zug hatte so viel Verspätung, dass wir ihn noch erreichen konnten. Ansonsten hätten wir ein arges Problem bekommen, an dem Tag noch nach Berlin zurückzukommen. Mal abgesehen von den Zusatzkosten….
  • Vergleich des Wochenendes: Einhellige Meinung der Akteure: Die DJEM in Ilmenau war um Längen besser als die in Mülheim. Man merkt doch, dass Vereine, die erstmalig eine Meisterschaft ausrichten, mit mehr Engagement und Liebe an die Sache herangehen.

Spätestens jetzt schüttelt die Lesegemeinde den Kopf und fragt sich unisono: Das wars jetzt? Hä? Was soll denn die bekloppte Artikel- Überschrift? Welcher Fisch? Was ist denn nun mit dem Sinn des Lebens? ..und auch die spannende Frage nach dem Rest der Welt wurde nicht beantwortet. Leute: Füße still halten, entspannt zurücklehnen und auf den 2. Teil (erscheint nächste Woche) warten.

Als Cliffhänger vorweg: Eine prominente Rolle werden die Spieler*innen einnehmen, die bei der DJEM dabei waren, aber bisher nicht erwähnt wurden sowie Thies Wiediger und Mathias Jauck.

Turnierfotos (aufgenommen von Robert Mauer): https://photos.app.goo.gl/3BQqK8WnoZWrid1N6

Turnierergebnis unter: https://www.turnier.de/sport/draws.aspx?id=2865c813-96e7-494e-bc57-eadfe44b290e